Mit der Regionalbahn zu Iron Maiden

Ich bin mit dem Deutschlandticket gereist, damit Ihr es nicht tun müsst.

Urlaubszeit, ist ja bekanntlich Reisezeit, da habe ich mich dieses Jahr auch mal nicht lumpen lassen. Dazu muss ich aber erst Mal etwas ausholen: eine meiner liebsten Bands seit frühester Jugend ist Iron Maiden. Die spielten zum Anlass der aktuellen The Future Past Tour auch in Deutschland auf – nur leider nicht in Berlin. Die nächste Location von mir aus gesehen war Leipzig und weil ja das schöne. neue Deutschlandticket erhältlich ist dachte ich, sei doch mal Sparfuchs und hol dir das Ding. Vorteil ist ja, dass man nicht nur weitere Strecken (wie z.B. von Berlin nach Leipzig) bewältigen kann sondern auch beliebig oft im Nahverkehr damit fahren darf. Noice! Den Nahverkehrsteil habe ich dann auch im Vorfeld ein paar Mal genutzt, ist schon praktisch. Der Fernverkehrsteil mit Nahverkehrsverbindungen hingegen, naja. Ich spoilere schon mal: sollte mal wieder eine Band nur in Leipzig, Dresden oder in ähnlicher Entfernung aufspielen nehme ich den ICE oder eine vergleichbare Verbindung.

Sonntag der 11. Juni: Iron Maiden spielen abends in Leipzig in der Quarterback Immobilien Arena. Plan ist mit dem Regionalexpress RE3 nach Lutherstadt Wittenberg zu fahren, dort in die S-Bahn Linie S2 umzusteigen und bis Leipzig Hauptbahnhof zu fahren. 12:24 sollte der Regionalexpress Gesundbrunnen abfahren, sechs Minuten Umsteigezeit in Wittenberg, 15:13 wäre ich in Leipzig gewesen. Zeit genug, noch einen Happen zu essen, im Hotel einzuchecken (ja, ich werd halt alt!), mich frisch zu machen und in Ruhe zur Arena zu fahren. Ich war auch superpünktlich am Gesundbrunnen, ungewöhnlich für mich. Wer nicht da war: der RE3 nach Wittenberg, der fiel nämlich mal eben aus. Stattdessen durfte ich einen Sprint zur S-Bahn machen, sportliche Betätigung tut ja auch mal gut. Zum Potsdamer Platz ging es, von da aus sollte es mit dem RE4 nach Falkenberg (Elster) gehen. Dort sollte eine Stunde und 26 Minuten Aufenthalt auf mich warten, bis es mit dem RE11 nach Leipzig weitergehen sollte. Ankunft dort: 16:50 Uhr, statt ursprünglich geplant 15:13 Uhr. Ich greife wieder mal voraus: immerhin das sollte die Bahn dann doch beinahe schaffen.

Potsdamer Platz war dann mal wieder warten angesagt, denn der Zug hatte Verspätung – was auch sonst. Endlich im Zug und auf dem Weg hielt er dann an jeder Kuhbläke – und musste auf überholende Schnellzüge warten. Insgesamt hatte der Bumms dann so viel Verspätung, dass aus den komfortablen fast 1,5 Stunden »nur« noch 45 Minuten wurden. Immer noch viel Zeit, ich weiß – Jammern auf hohem Niveau. Der Rest der Reise war dann fast unspektakulär, mit knapp 10 Minuten Verspätung kam ich dann in Leipzig an. Immer noch genug Zeit, um mein Geraffel ins Hotel zu schaffen. Gegessen habe ich dann in der Arena, ein Leberkäsbrötchen und beim Konzert reichlich Flüssignahrung 😉 Über die Leipziger Verkehrsbetriebe kann ich auch nicht meckern, die haben sogar Einsetzer-Straßenbahnen eingerichtet um die Massen durchgeschwitzter Metalheads nach dem Konzert zügig von der Konzerthalle wegzutransportieren.

Am nächsten Tag sollte es dann wieder nach Hause gehen. Mit dem RE10 (ab 11:12 Uhr) sollte es dieses Mal nach Calau (Niederlausitz) gehen (an dort 12:38 Uhr) und mit drei Minuten Umsteigezeit mit dem RE7 weiter nach Ostkreuz. 13:55 Uhr sollte der da eintreffen, der Rest wäre dann Berliner S- und U-Bahn – no big deal. Spoiler: die Umsteigezeit war dann doch komfortabler. Unterwegs kam nämlich schnell eine kleine Verspätung wegen eines verspäteten Entgegenkommers und -nachdem ich gerade an Falkenberg vorbei gefahren war und dort noch dachte, hier hättest du doch auch umsteigen können war dann die Fahrt vorerst zuende: zwischen Finsterwalde und Calau hat sich ein Baum auf die Strecke gelegt. Narf. Baum müde, Baum muss schlafenDer war zwar vergleichsweise zügig weggeräumt, den Anschluss nach Berlin konnte ich mir trotzdem in die Haare schmieren. Gut eine Dreiviertelstunde Auffenthalt hatte ich also im schönen Calau, einem Bahnhof, der dem geneigten Reisenden außer Calauerrn auf Dekoschildern absolut nichts zu bieten hat. Kein Klo, keine Gastronomie, nicht mal ein schäbiger Kaffeeautomat, garnichts. Der Rest der Reise verlief dann vergleichsweise unspektakulär, abgesehen von ein paar Langsamfahrstrecken kurz vor Berlin, die aus welchen Gründen auch immer nur mit ~25 km/h lt. GPS befahren werden konnten. Ach ja, eins noch: es ist ja schon mal toll, dass in manchen Zügen W-LAN angeboten wird. Wenn die ist, dass man auch einen USB-Stick an eine Brieftaube binden und die Daten damit schneller zum Ziel transportieren könnte sollte… Aber das ist halt Deutschland, das Land der besch#ssenen Netze >.<Einöde Calau

Mein Fazit: Fernreisen mit dem Deutschlandticket in Nahverkehrszügen: kann man machen, man braucht aber Geduld, Improvisationstalent und Mut zum Risiko. Ach ja, und wenn man Anschlüsse hat, die man erreichen muss sollte man wirklich reichlichst Puffer einplanen. Je weiter desto mehr. Leipzig > Berlin ist ja nun wirklich keine Entfernung, allein da hatte ich bei der Hinfahrt ja schon fast 1,5h Verspätung. In der Zeit hätte man die selbe Entfernung mit dem ICE zurückgelegt, ohne zur S-Bahn rennen zu müssen und ohne stundenlange Aufenthalte im Nirgendwo ohne irgendwelche Versorgung für die Reisenden. Dass ich diese Option beim nächsten Mal ziehen werde hatte ich ja bereits erwähnt, mit knapp 40 Talern hin und zurück (Stand: 06/23) ist das ja auch nicht utopisch teuer. Gut, Nahverkehrsverbindungen kosten halt extra, dafür ist der Stresslevel deutlich niedriger und man braucht deutlich weniger Zeit.

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